“Mir ist egal was ich heute Abend mache, hauptsache Du bist dabei!”
“Hey, Du bist mir mit Deinem Lächeln sofort aufgefallen!”. Na, wann wurden Sie das letzte mal so nett angesprochen? Ich tippe: Es hält sich in Grenzen. Aber nicht, weil Sie es nicht verdient hätten Komplimente zu bekommen. Sondern, weil die meisten Menschen Nettigkeiten für sich behalten. Doch warum ist das eigentlich so?
Obwohl wir wissen, dass sich jeder über ein nettes Wort freut, sprechen wir es selten laut aus, aber warum? Liegt es vielleicht daran, dass viele Menschen freundliche Worte gleich für einen Flirt halten und niemandem zu nahe treten wollen? Doch was genau ist eigentlich ein Flirt? Wie flirtet man mit dem größtmöglichen Erfolg und wann flirten wir unbeabsichtigt? Genau mit diesen und weiteren Fragen beschäftige ich mich zum Fest der Liebe. In der neuen Blog-Reihe stelle ich Ihnen, an jedem Adventssonntag Interesssantes rund um das Thema “Flirten” vor.
Teil I: Aus welchen Gründen flirten wir?
Grundsätzlich haben Männer andere Absichten beim flirten, als Frauen. Das haben Sie schon geahnt? Wissen Sie auch warum das so ist?
Dafür muss ich erst einmal von vorne beginnen: und zwar bei der Biologie. Wissenschaftler stellten sich die Fragen, was eine Frau und was einen Mann ausmacht. Und zwar nicht nur die biologischen Besonderheiten sollten betrachtet werden, sondern die Unterschiede in den Zellen. Die Forscher fanden dabei heraus, dass Frauen die größeren Geschlechtszellen haben. Das ist logisch, denn aus dem Bio-Unterricht in der Schule wissen wir, dass die Eizelle die größte Zelle im Körper einer Frau ist. Zudem toppt die Größe einer Eizelle auch die des Spermiums eines Mannes. Also: Das Lebewesen mit großer Geschlechtszelle ist die Frau, dasjenige mit der kleiner Geschlechtszelle ist der Mann.
Von diesem mikrobiologischen Standpunkt aus, versteht man nun, weshalb eine Frau in ihrem Leben mehr in eine romantische Verbindung investieren muss, als ein Mann. Wird die Eizelle befruchtet, muss schließlich die Frau das Kind austragen. Der Mann hat nach der Befruchtung, aus evolutionärer Sicht, seinen Soll erfüllt. Plump könnte man behaupten, dass er danach nicht weiter nötig ist. Die Frau muss also andere Entscheidungen treffen und mehr investieren, um sich fortzupflanzen. Bevor es jedoch soweit ist, kommt der Flirt ins Spiel.
Je jünger und schöner, desto fruchtbarer und gesünder
Die Forscher haben aber noch weitere Details rausgefunden. Und wo funktioniert sowas am besten? Natürlich wenn Menschen beim Dating und Flirten beobachtet werden. Bei Speed-Dating-Studien stellte sich heraus, dass Männer beim Flirten andere Ziele verfolgen, als Frauen. Einem Mann ist vor allem das Aussehen und das Alter einer Frau wichtig. So sollte eine Frau natürlich besonders attraktiv sein, denn Schönheit und Symmetrie suggerieren Fruchtbarkeit und Gesundheit. Die besten Voraussetzungen, um sich erfolgreich fortzupflanzen.
Ist die Frau dann auch noch jünger als der Mann, stehen die Chancen für eine erste Annäherung – den Flirt besonders gut. Denn ein geringes Alter bedeutet im Umkehrschluss wieder, dass die Frau fruchtbar ist. Verstehen sich die Flirtpartner dann auch noch gut, könnten sich viele der befragten Männer vorstellen, bereits nach einer Stunde mit ihr im Bett zu landen. Hier gilt: Je schneller das Prozedere, desto mehr kann ich reproduzieren. Ja, dass klingt alles andere als romantisch, aber so hat sich das Mutter Natur nun mal ausgedacht.
Die Frau hingegen möchte sich in diesem Punkt mehr Zeit lassen, denn der Geschlechtsakt ist evolutionstechnisch ein reiner Reproduktionsprozess. Und bevor sich Frau reproduziert, sollte sie sich das sehr gut überlegen. Sie ist schließlich diejenige, die die Auswirkungen einer wilden Liebesnacht, spätestens nach ein paar Wochen wortwörtlich am eigenen Körper erfährt. Die befragten Frauen aus der Studie, würden deshalb frühestens nach einer Woche mit ihrem neuen Partner ins Bett steigen. Denn wir wissen bereits:
Die Frau muss mehr in eine Reproduktion investieren, als der Mann
Durchschnittlich wünschen sich Männer 20 Partnerinnen im Leben, während sich die Frauen auch bereits mit 5 zufrieden geben würden. Logisch, die Frau investiert ja schließlich pro Partnerschaft und Kind einiges an Lebenszeit und Verantwortung. Das ist auch der Grund, weshalb den Frauen in der Studie nicht nur die finanzielle Situation sehr wichtig war, sondern auch dass der Mann älter ist als sie selbst. Ist er älter, hat er im Schnitt mehr Erfahrung und mehr Geld zur Verfügung und so ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass er besser für sie und den Nachwuchs sorgen kann.
Das sind eindeutig provozierende Befunde in Zeiten der Genderbewegungen, doch die Forschung beweist, dass es natürliche Unterschiede zwischen den körperlich-biologischen Geschlechtern (engl. sex) gibt, hinter denen etwas Sinnvolles steckt. Wie wir das alledings in unseren sozialem Geschlecht (engl. gender), besser bekannt als die sogenannten Geschlechterrollen ausleben, ist eine ganz andre Geschichte. Das Flirten verhilft uns dabei extrem die potentiellen Fortpflanzungschancen von Männern und Frauen auszuloten.
Doch was passiert denn eigentlich genau in unserem Gehirn?
Welche chemischen Prozesse steuern unser Flirt-Verhalten? Ob wir eine Person anziehend oder weniger anziehend finden, entscheidet maßgeblich das Hormon Oxytocin. Es wird auch als “Treuehormon” bezeichnet und reguliert die Stärke unserer sozialen Bindungen. Je mehr Oxytocin im Blut vorhanden ist, desto vertrauensvoller finden wir unser Gegenüber. Dem Hormon wird zusätzlich zugeschrieben Stress zu reduzieren, das Belohnungssystem im Gehirn zu aktivieren und so die Bereitschaft zu erhöhen, sich anderen zu nähern. Also Oxytocin rein, Distanz raus. Sie sehen, auch das ist unabdingbar bei einem Flirt!
Die tägliche Flirt-Hormondosis?
Forscher sind deshalb sogar auf die Idee gekommen, Probanden in einer Studie das Hormon mittels eines Nasensprays zuzuführen. Wird gerade ein Schuss Vertrauen gegenüber einer anderen Person benötigt und soll Distanz abgebaut werden, dann braucht man nur das “Wunder-Nasenspray”. Doch Vorsicht! Mit Hormonen ist trotz allem nicht zu spaßen, denn die Stoffe sind in einem feinen Miteinander im Körper abgestimmt. Wird dieses empfindliche Gleichgewicht gestört, kann das starke negative Auswirkungen auf unser Wohlbefinden haben. Also lieber Finger weg!
Doch der “Hormon-Cocktail”, der bei einem Flirt ausgestoßen wird, enthält noch weitere Komponenten. Darunter sind Vasopressin, Dopamin, Adrenalin, Testosteron und Serotonin. Während Vasopressin ebenfalls die Zutraulichkeit steigert, lösen Dopamin und Adrenalin Glücksgefühle aus. Das männliche Sexualhormon Testosteron beeinflusst unter anderem die sexuelle Lust von Frau und Mann und Serotonin beeinflusst unsere Stimmung.
Sie haben das sicherlich schon einmal erlebt: So verliebt zu sein, dass man an nichts anderes denken kann, außer an seinen Angebeteten oder seine Angebetete und sich beinahe “krank vor Liebe” fühlt. Schuld daran ist der niedrige Serotonin-Spiegel, der beispielsweise beim Sport oder beim Verzehr von etwas Süßem erhöht wird.
Flirten hat also einen tiefgreifenden Sinn und soll das komplexe soziale Gefüge zwischen zwei, sich noch fremden Menschen vereinfachen. Denn kein Mensch stürzt sich in ein Techtelmechtel ohne zuvor, wenigstens minimal mit dem Objekt seiner Begierde interagiert und kommuniziert zu haben. Jeder braucht nunmal den sozialen Kontakt und mit Hilfe des Flirts sind im Laufe der Geschichte bestimmt schon einige “Mini-Me’s” produziert worden!