Dass Social Commerce immer beliebter wird, steht außer Frage. Auch Sportartikelhersteller adidas hat diese Ausprägung des elektronischen Handels für sich entdeckt. Darüber, wie genau dieses Phänomen definiert werden soll, ist man sich allerdings noch immer nicht ganz einig.
Dem „traditionellen“ E-Commerce fehlt das Persönliche – die Beratung durch einen Verkäufer oder auch der kleine Plausch zwischendurch mit anderen Kunden, wie man es zum Beispiel vom Wochenmarkt her gewöhnt war. Vor allem durch diese Erkenntnis, wurde der Social Commerce begünstigt. Schließlich finden soziale Beziehungen ohnehin zunehmend im Netz statt.
Was fehlt, ist eine wirklich einheitliche Definition dieses Phänomens. Verknüpft „Social Commerce“ einfach nur Social Media mit Commerce? Oder stehen dabei doch mehr die Menschen denn die Produkte im Vordergrund?
Egal für welche dieser beiden Definitionen man sich entscheidet: Erfolgreiche Beispiele gibt es viele. Das wichtigste dabei ist es ohnehin, den Kunden die Möglichkeit zu geben, sich aktiv zu beteiligen – durch Gespräche untereinander, Mitwirken an der Angebotspalette, das Eröffnen eigener Shops auf der jeweiligen Plattform oder Ähnlichem.
Vor allem durch das Misstrauen der Nutzer in die Sicherheit sozialer Netzwerke wird Social Commerce aktuell zwar noch merklich ausgebremst, erfolgsversprechend ist diese Ausprägung des E-Commerce aber allemal, wie der Sportartikelhersteller adidas immer wieder aufs Neue beweist.
Ursprünglich bezeichnete der Begriff „Window Shopping“ das bewusst vorgenommene Aufsuchen von Geschäften bzw. das Bummeln durch Einkaufsstraßen ohne Kaufplanung. Revolutioniert wurde diese Bedeutung im Herbst 2012 durch die adidas Gruppe. Im September/Oktober wurde erstmals ein interaktives Schaufester (als Prototyp) für sechs Wochen im Nürnberger NEO Store getestet.
Per Touchscreen kann der Kunde dabei verschiedene Produkte von adidas auswählen und sie sich auf dem Display anzeigen lassen. Auf Wunsch werden sie dabei auch von einem digitalen Model präsentiert. Dank Social Media und Mail kann sich der Kunde seine Gedanken zu den Produkten – direkt über das Schaufenster des Stores – mit Freunden austauschen. Um die ausgewählte Ware schließlich kaufen zu können, muss der Kunde über sein Smartphone eine URL aufrufen. Nach der einmaligen Eingabe eines PINs wird er mit seinem Warenkorb aus dem Einkaufsfenster verbunden.
Diese neuartige Form des Window Shoppings wurde von den Kunden sehr positiv angenommen. Ähnlich wie diese virtuelle Einkaufsmöglichkeit, erfreut sich auch der „Social Mirror“ regem Interesse. Bei dieser Innovation handelt es sich – wie auch beim „Window Shopping“ – um eine erstklassige Social Commerce Strategie der Marke addidas.
Der Social Mirror stellt eines der Highlights in den deutschen NEO Stores dar. 2012 wurden 11 Spiegel in den insgesamt 10 Läden installiert. Nach wie vor sind die riesigen Flatscreens erfolgreich im Einsatz. Durch diesen „Spiegel“ kann man das anprobierte Outfit fotografieren, filmen und direkt bei Facebook oder Twitter posten. Besonders Jugendliche nehmen dieses Angebot gerne wahr.
Auch die „Virtual Wall“ ist mittlerweile in einigen adidas Läden sowie bei vielen Wholesalern (insbesondere Intersport) vertreten. Dabei hat der Kunde die Möglichkeit, die ganze adidas-Produktpalette zu entdecken – inklusive Details zu den Produkten und deren Technologien. Außerdem werden Kunden Twitterfeeds in Echtzeit über das jeweilige Produkte auf der Wand angezeigt.
Ein weiteres innovatives Projekt der adidas Gruppe, das sich aktuell in der Konzeptphase befindet, ist der „Next Generation Fashion Store“. Es beinhaltet gleich zwei innovative Komponenten: die interaktive Umkleidekabine „CyberFIT“ und den Bodyscanner „Body Kinectizer“. Letzter ermittelt die richtige Konfektionsgröße für den jeweiligen Kunden, während die Umkleidekabine selbst ihn mit allen notwendigen Produktinformationen versorgt, weitere Empfehlungen aufzeigt und die Anbindung an soziale Netzwerke herstellt.
Dieses neuartige Einkaufserlebnis hat im März, bei der Verleihung des CeBIT Innovation Awards 2013, den dritten Platz belegt. Wie es schließlich von den Kunden in den Stores angenommen wird bleibt abzuwarten, allerdings scheint adidas durchaus ein Händchen für erfolgreiche Social Commerce Aktionen zu besitzen.