Wie Bamberg TV1 den Lokaljournalismus auf ein neues Level hebt
Vor einiger Zeit hatten wir es bereits angekündigt, nun präsentieren wir Ihnen den Artikel über Facebook Live, eine Funktion, die es seit Anfang dieses Jahres gibt und uns hervorragende Kommunikationsmöglichkeiten bereithält, welche vor wenigen Jahren noch undenkbar schienen.
Am Beispiel vom Regionalsender Bamberg TV1 erklären wir die Vorteile von Live-Videos und vor allem, wie es dem Online-Sender gelungen ist, diese noch so junge Dialogfunktion zu revolutionieren.
„Live“ zu gehen ist in! Seitdem Facebook den Livestreaming-Dienst zu Beginn dieses Jahres auch in Deutschland freigeschalten hat, erfreuen sich immer mehr Nutzer an einer Funktion, die für das Unternehmen ein weiteres wichtiges Mosaikstück auf dem Weg zum allumfassenden Echtzeit-Netzwerk darstellt.
Facebook Live – Was geschieht hier eigentlich?
Zunächst war die Funktion, live via Facebook zu streamen, noch den Stars und Sternchen wie Rihanna und Co. vorbehalten. Plötzlich war es Ihnen möglich, mit einfachsten Mitteln live zu ihren Fans zu sprechen, ihre Gedanken mit diesen zu teilen und auf deren Fragen und Anliegen direkt und sofort einzugehen.
Was aus technischer Sicht vor nicht allzu langer Zeit noch einiges Kopfschütteln verbreitete, ist heute schon so normal und alltäglich geworden, dass wir uns über die fantastischen Funktionen des Live-Streaming kaum mehr Gedanken machen. Wir nutzen sie, als hätte es sie schon immer gegeben. Zeit, um sich ein wenig mehr Gedanken über Live-Videos zu machen.
Wie können wir authentisch sein?
Die App „Periscope“ zählte zu den ersten Plattformen, auf der Videodirektübertragung als Kommunikationsmittel diente. Tennislegende Roger Federer nutzte die App bereits während des Wimbledon-Turniers 2015 für etwa 16 Minuten, moderierte dabei selbst, führte seine Zuschauer durch die Tennisanlage, zeigte seine Kollegen und Kontrahenten beim Training, sprach mit Wimbledon CEO Richard Lewis und war dabei einfach nur… AUTHENTISCH!
Das Wort Authentizität, das als kleines Kind in den Silbentopf fiel und aufgrund seines komplexen Körpers heute eher mit den Modebegriffen „real“ und „true“ beschrieben wird, ist zugleich auch der Schlüsselbegriff in Bezug auf Live-Videos.
„Echt sein“, „sich unverstellt zu präsentieren“, „einfach man selbst zu sein“ genügt jedoch nicht, zumindest wenn es nach der Disziplin der Rhetorik geht. Denn nach ihrer Definition ist Authentizität kein personenbezogenes Merkmal, das wir selbst schaffen, sondern eine Eigenschaft, die uns von anderen zugeschrieben wird.
Nähe, Sympathie und Ehrlichkeit
Jörg Hofbauer und Dirk Peter von Bamberg TV1 haben dieses Prinzip verstanden und setzen es seit vielen Jahren sehr erfolgreich um. Die beiden geschäftsführenden Gesellschafter bauen mit ihrem Internet TV-Sender vor allem auf die Sparten Unterhaltung und Reportagen. „Regional“ bedeutet dabei, nah an den Menschen zu sein, über die berichtet wird. So ist es für beide ganz gewöhnlich, in ihren Beiträgen auch Politiker per Du anzusprechen.
Facebook Live in seiner Grundeigenschaft unterstützt diesen lokalen Charakter in Perfektion, transportiert es doch Nähe, Sympathie und Ehrlichkeit direkt und unverfälscht auf unsere Displays. So ist es keineswegs verwunderlich, dass Jörg Hofbauer und Dirk Peter ihr Angebot nun auch vermehrt mit Videodirektübertragung anbieten.
Damit verbunden sind jedoch auch unweigerlich neue Herausforderungen. Live-Berichterstattungen können nicht geplant werden. Es gibt kein Drehbuch, keine Absprachen und erst recht keinen anschließenden Zusammenschnitt des Videomaterials. Wenn Jörg Hofbauer als Moderator vor Dirk Peter’s Kamera von den Festen und Veranstaltungen in Stadt & Land Bamberg berichtet, müssen beide mit allen Eventualitäten rechnen und sowohl schlagfertig als auch spontan sein. Die Kunst liegt darin, auch dann noch authentisch zu sein. Weil dies beiden so gut gelingt, erfreuen sie sich einem immer größer werdenden Zulauf an Zuschauern.
Der Lokaljournalismus verändert sich durch Bamberg TV1
Was Bamberg TV1 so besonders macht ist aber nicht nur die Echtheit und Spontaneität, sondern vor allem die technische Umsetzung der Liveübertragungen. Denn Live Videos werden bei Facebook im Format 4:4 und vergleichbar niedriger Qualität gesendet. Nicht so Bamberg TV1, dem es gelungen ist, seine Sendungen per individualisierter App im 16:9 HD-Format mit eingebautem Senderlogo zu streamen. Zudem ist es für Kameramann Dirk Peter leicht umsetzbar, während des Livestreams Bauchbinden und Werbebanner einzublenden. Eine Funktion, die sonst nur in der Nachbereitung möglich wäre.
Somit ist es den beiden gelungen, nicht nur Live-Videos auf Facebook, sondern auch den Lokaljournalismus auf ein ganz neues Level zu heben. Die bislang erfolgreichste Postproduktion aus dem Jahr 2015 konnte bereits mit dem ersten Live-Video übertroffen werden. Über 30.000 mal ist ein Hochwasser-Bericht aufgerufen worden, mehr als doppelt so viele Personen konnten damit erreicht werden.
Auf der Bamberger Sandkerwa, dem größten Volksfest der Weltkulturerbestadt, erreichten die beiden in diesem Sommer einen neuen Zuschauerrekord mit annähernd 100.000 Zuschauern und unterstrichen damit zugleich die Wichtigkeit von gutem Lokaljournalismus.
Die gefährliche Schattenseite von Direktübertragungen
Doch Jörg Hofbauer und Dirk Peter mahnen auch. Facebook Live sei zwar ein extrem interessantes und innovatives Tool, das jedoch auch anfällig sei für Missbrauch. Bei Festen und diversen Veranstaltungen unterhaltsame Live-Interviews zu senden, Parkplatzsituationen oder das Wetter durchzugeben, ist moralisch einwandfrei.
Was aber, wenn ethisch bedenkliches, unsittliches oder gar gewaltsames Videomaterial live gesendet wird? Was, wenn terroristische Attentate live über Facebook zu sehen sind, wie am 14.Juni in einem Pariser Vorort?
Damals tötete ein mutmaßlicher IS-Terrorist einen französischen Polizisten und dessen Frau. Etwa 12 Minuten lang sendete er im Anschluss live via Facebook. Zu diesem Zeitpunkt hatte er das Ehepaar bereits getötet und deren Sohn noch in seiner Gewalt. Welche Macht das bewegte Bild hat und was es in uns auslösen kann, kennen wir spätestens seit den Anschlägen vom 11.September. Fast fühlt es sich so an, als wären wir unmittelbar dabei gewesen. Live-Plattformen wie Facebook, Periscope oder YouTube sind also in der Pflicht. Wie auch bei Hasskommentaren in sozialen Netzwerken ist es schwierig, dieses Material dauerhaft zu kontrollieren. Aber vor allem Facebook schiebt die Verantwortung auf seine Nutzer ab.
„Sobald terroristische Inhalte von den Menschen auf Facebook gemeldet werden, entfernen wir diese unverzüglich. Wir ermutigen unsere User, solche Fälle sofort zu melden […] . In akuten Situationen kann das auch heißen, dass wir den Live-Stream unterbrechen“, meldete das Unternehmen im Anschluss an das Pariser Attentat.
Aber genügt das? Weltweit dauerhaft vernetzt, unverfälscht kommunizierend, schranken- und disziplinlos? Live-Videos revolutionieren die Medienwelt, wie wir sie bislang kannten. Zum positiven, wie auch zum negativen.
Bamberg TV1 folgt bei dieser Revolution dem Leitsatz: „Nicht das Werkzeug an sich ist schlecht, sondern wie wir damit umgehen.“ Jörg Hofbauer und Dirk Peter nehmen dabei eine Vorbildrolle ein, an der sich viele ein Beispiel nehmen können.